In der Unterstufe wird besonderer Wert darauf gelegt, in einer möglichst bildhaften Sprache zu unterrichten. So werden die Buchstaben in der ersten Klasse durch das Zeichnen von Formen und anhand von Bildern eingeführt, die sich altersstufengemäß aus Märchen und Geschichten ergeben. Neben Fächern, wie Rechnen, Lesen und Schreiben, Malen und Sachkunde beginnt schon in der ersten Klasse der Fachunterricht gemeinsam für Mädchen und Jungen in Handarbeit, Englisch, Musik, Eurythmie, Religion und Spielturnen. Heimat- und Sachkunde heißt bei uns: Raus aus dem Klassenraum. In der Ackerbauepoche wird gepflügt und gesät, in der Hausbauepoche gemauert und in der Handwerkerepoche lernen die Kinder weitere typische Berufe kennen.
Der Klassenlehrer ist vom ersten Schultag an jeden Tag von 7:55 Uhr bis 11.35 Uhr in seiner Klasse und gestaltet den Ablauf des Vormittags (über die Woche hin regelmäßig), die Fachlehrer kommen jeweils für ca. 45 Minuten hinzu (Teamteaching). Die Kinder haben über den gesamten Vormittag eine Bezugsperson. Der Zeitplan soll über die Woche ruhiger und rhythmischer ablaufen. Soziale Formen werden gepflegt, es steht Zeit für Bewegungs- und Sinnesspiele zur Verfügung. In der ersten Klasse wird der Klassenlehrer von einem Klassenhelfer unterstützt.
Schule in Bewegung
Seit dem Schuljahr 2004/2005 haben die Klassen der Unterstufe in den ersten beiden Jahren keine Tische und Stühle, sondern Bänke und Sitzkissen.
Sitzbänke und Sitzkissen ermöglichen viel Bewegung und Aktivität. Wenn die Kinder schreiben oder malen, sitzen oder knien sie hinter den Bänken auf den Kissen. Außerdem lassen sich die Bänke in vielfältiger Weise zum Spielen nutzen, beispielsweise zum Balancieren, Durchkriechen oder Bauen.
Hauptunterrichtsform ist der Kreis. Hierdurch ist eine bessere Wahrnehmung der Kinder untereinander und auch zum Lehrer möglich.
Bewegliches Klassenzimmer
Unsere Erfahrungen decken sich mit den Erfahrungen von inzwischen ca. 40 Waldorfschulen, die mit diesem oder einem ähnlichen Modell arbeiten:
- Die Kinder agieren viel intensiver untereinander, d.h. die Klasse wächst schneller zusammen, auch mit dem Lehrer.
- Schwierigkeiten, Konflikte treten schneller zu Tage und können zeitnaher und dadurch besser bearbeitet werden.
- Im Fachunterricht findet durch die Anwesenheit des Klassenlehrers ein sanfterer Übergang statt, was besonders für schüchterne oder sensible Kinder gut ist.
- Die Lehrer nehmen sich gegenseitig in der Arbeit besser wahr. Das hat positive Auswirkungen für Kinder und Lehrer, weil gezielte gemeinsame pädagogische Arbeit möglich ist und auch hier schnellere Problemlösungen gefunden werden.
- Das gesamte Klassenleben wird familiärer.
- Das Lernen wird effektiver, weil lebensnaher, harmonischer und tiefergehend gearbeitet werden kann.
- Es gibt mehr Bewegungsmöglichkeiten, räumlich und zeitlich. Dadurch können die Kinder besser üben, bzw. an die Bewegung herangeführt werden.
- Durch das veränderte Mobiliar lässt sich die Klasse in wenigen Minuten vom Spielraum zum Arbeitsraum, zur Gesprächs- oder Erzählrunde umbauen.
Unser Wunsch, die räumliche Beweglichkeit auch in der 3. Klasse zu behalten, führte zu klappbaren Tischen. Die Sitzbänke und Sitzkissen werden dann durch Stühle ersetzt.